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Der polnische Erfolgs-Bergläufer Andrzej Dlugosz im Interview

Andrzej Dlugosz

Andrzej Dlugosz gehört zu den besten Bergläufern Europas. Er ist mehrmaliger polnischer Meister und nimmt jedes Jahr an über 30 Wettkämpfen in ganz Europa teil. Obwohl Bergläufe offiziell schon seit den 80er Jahren ausgetragen werden, zählen sie zum Nischensport. Doch die Zahl der Anhänger weltweit wächst stetig. Die Sportart erfordert eine Kombination aus Geschwindigkeit und Kraft, um die großen Höhenunterschiede zu bewältigen.

Was den studierten Sportlehrer Andrzej Dlugosz am Berglauf fasziniert, wie sein Trainingsalltag aussieht und welche Rolle die Ernährung dabei spielt, darüber haben wir mit ihm gesprochen.

Herr Dlugosz, wenn man sich die Ergebnislisten der letzten Jahre von Bergläufen in ganz Europa anschaut, findet man Ihren Namen regelmäßig an der Spitze. Was ist Ihr Erfolgsrezept?
Ich bin Bergläufer mit Leib und Seele, ich investiere extrem viel in diesen Sport. Um meine persönlichen Ziele zu erreichen, arbeite ich hart. Hinter meinen Erfolgen steckt intensives und kontinuierliches Training – bei gutem wie bei schlechtem und sogar bei fürchterlichem Wetter. Die Leidenschaft für diesen Sport immer wieder aufzubringen und mich zu motivieren, fällt mir nicht schwer. Ich fühle mich in den Bergen sehr wohl und heimisch, da ich aus einer kleinen polnischen Ortschaft inmitten der Westkarpaten stamme. Und zu guter Letzt benötigt man natürlich auch für diesen Sport ein gewisses Talent.

 

Was fasziniert Sie am Berglauf und welche besonderen Herausforderungen gibt es im Vergleich zu anderen Ausdauersportarten?
Die Berge zu erleben und die Natur zu genießen gibt mir sehr viel. Hier finde ich meine Balance. Darum laufe ich dort am besten. Früher habe ich auch über kurze Distanzen an Straßenläufen, Cross-Läufen und an Rennen auf der Tartanbahn teilgenommen. Aber das ist nicht das gleiche. Als ich 2001 bei den polnischen Stadtmeisterschaften im Berglauf an den Start gegangen bin und gewonnen habe, wollte ich meinen Titel im darauffolgenden Jahr unbedingt verteidigen. Das hat mich angespornt, noch härter zu trainieren und so habe ich mich auf den Berglauf spezialisiert. Die Herausforderung liegt nicht nur in den Höhenunterschieden, sondern auch in den Witterungsbedingungen. Oft liegt das Ziel bei über zweitausend Metern und oberhalb der Schneegrenze. Hier kann das Wetter schnell wechseln und uns Läufer in gefährliche Situationen bringen. Aber das Gefühl, wenn man oben auf dem Gipfel angekommen ist und ins Tal schaut, ist einmalig und eine echte Belohnung für die schwierige Strecke und die Opfer, die man für den Sport bringt.

 

Wie bereiten Sie sich auf diese Wettkämpfe vor – körperlich und auch mental?
Ich trainiere meine Ausdauer das ganze Jahr über. Mein normales Wochentraining besteht aus 7 bis 10 Einheiten. Im Winter ist meine Erholungsphase. Dann laufe ich zwar auch viel – bis zu 600 Kilometer im Monat – aber langsam und bei niedriger Herzfrequenz. Regeneration ist extrem wichtig, um Verletzungen vorzubeugen. Und nur wenn ich gesund bleibe, kann ich meine sportlichen Ziele erreichen, deswegen achte ich sehr auf die Signale meines Körpers. Außerdem fahre ich vor jedem Wettbewerb in die Berge und lerne die Strecke wirklich auswendig, um sie in Gedanken immer wieder durchzugehen. Denn jeder Lauf und jeder Berg ist anders. Dementsprechend muss ich auch mein Training anpassen. Auch mental muss man am Wettkampftag topfit sein, sonst hat man schon am Start verloren.

 

Welche Rolle spielt die Ernährung bei Ihrer Vorbereitung?
Die richtige Ernährung ist definitiv wichtig und nimmt bei mir sehr viel Raum ein. Man muss dem Körper zurückgeben, was er bei einem anstrengenden Wettkampf oder im Training verliert. Nach einer großen Belastung ist das Immunsystem sehr anfällig für Infektionen – der Begriff des Open-Window-Phänomens ist in diesem Zusammenhang ja sehr bekannt. Ich folge keinem speziellen Ernährungsplan, aber grundsätzlich ernähre ich mich abwechslungsreich und gesund, mit viel Proteinen, frischem Obst und Gemüse. Ich habe sogar einen eigenen Kräutergarten. Auch bei der Ernährung höre ich sehr genau auf meinen Körper und weiß, was gut für mich ist und was nicht, und was zu meiner Gesundheit beiträgt und mein Immunsystem unterstützt. Ich nehme nur wenige Nahrungsergänzungsmittel, aber ganz ohne geht es für mich bei der großen Belastung nicht.

 

Können Sie uns ein paar Beispiele nennen?
Nach Wettkämpfen und in Trainingsphasen setze ich auf isotonische Getränke, um den Mineralienhaushalt wieder auszugleichen. Je nach Belastungsumfang erhöhe ich auch meine Proteinaufnahme und nehme verschiedene Vitamine ein. Ganz wichtig ist für mich eine ausreichende Zufuhr von Ubiquinol. So viel wie mein Körper davon braucht, kann ich mit der Nahrung niemals aufnehmen. Unter Sportlern ist Ubiquinol inzwischen ziemlich bekannt. Es ist die aktive Form von Coenzym Q10, so kennen es ja auch viele andere.

 

Was ist das Besondere daran?
Ubiquinol ermöglicht erst die Energiegewinnung im Körper. Ich habe mich schon im Sportstudium ausführlich mit Nahrungsergänzung beschäftigt. Ubiquinol ist ein wichtiger Bestandteil der Atmungskette. Sinkt der Ubiquinol-Gehalt in den Zellen, lässt auch die ATP-Produktion nach. Für Sportler ist Ubiquinol aber in vielerlei Hinsicht wichtig. Es schützt das Herz, unterstützt die Immunabwehr und sorgt dafür, dass trainingsbedingte Mikroverletzungen des Muskelgewebes deutlich schneller verheilen. Es gibt sogar Studien, die nachweisen, dass es leistungssteigernd wirkt, obwohl es kein Doping ist. Für mich selbst kann ich sagen, dass ich mich insgesamt nach dem Training weniger ausgepowert fühle und eigentlich fast nie krank bin.

 

Apropos Leistungssteigerung: Gerade Hochleistungssportler müssen wegen der regelmäßigen Dopingkontrollen ja genau darauf achten, was sie zu sich nehmen. Wie gehen Sie mit diesem Thema um?
Ich arbeite nur mit Menschen zusammen, denen ich absolut vertraue, und ich greife nur zu Produkten, deren Inhaltsstoffe ich genau kenne. Ich gehöre als Einzelsportler keinem Kader an, deshalb habe ich nicht das Problem, dass mir ständig irgendwelche Leute ominöse Mittel oder Methoden anbieten. Es gibt aber auch genügend Sportler, die wirklich unbewusst sind und einfach alles schlucken, was man ihnen in die Hand drückt. Da Berglauf immer noch ein Nischensport ist, stehen wir als Sportler aber auch nicht unter einem so riesengroßen Druck wie andere, die ja auch immer noch ihren Sponsoren gerecht werden müssen. Und ich würde schon sagen, dass in dieser Sportart hauptsächlich naturverbundene Menschen unterwegs sind, denen jede Form künstlicher Leistungssteigerung sowieso zuwider wäre.

 

Und zum Abschluss: Was würden Sie Berglauf-Einsteigern empfehlen?
Als Anfänger sollte man es nicht übertreiben und sich erst mal niedrigere und vor allem realistische Ziele setzen. Es müssen ja nicht gleich die ganz großen Wettkämpfe sein. Rückschläge gibt es immer wieder mal, egal ob man am Anfang steht oder Berglauf schon fast professionell betreibt. Damit muss man umgehen lernen. Wer sehr schnell frustriert ist, wird am Berglauf keine Freude haben. Ansonsten: Geduld, Training, auf seinen Körper hören. Eigene Grenzen sollte man nicht brachial überschreiten, sondern langsam und mit Respekt vor dem eigenen Körper verschieben. Ein praktischer Tipp: Wer nicht wie ich die Möglichkeit hat, täglich in die Berge zu fahren, kann beispielsweise auch mal auf Treppenstufen „trainieren“. Durch zügiges Hoch- und lockeres Herunterrennen verbessert man die für den Berglauf wichtigen Eigenschaften Ausdauer, Kraft und Koordination gleichzeitig.